Sie wagte den Sprung ins kalte Wasser und wurde belohnt!
Antonia Paul geht 1997 als eher schüchterner Teenager in den Schüleraustausch nach Nebraska (USA) und kehrt als preisgekrönte Schulwettbewerberin zurück. Im Interview mit Partnership International erzählt sie, wie es dazu kam.
Antonia Paul beschreibt sich rückblickend als schüchterne Teenagerin, die den Sprung ins kalte Wasser wagte. So ein Austausch sei damals ein enormes Projekt gewesen. Es gab keine Handys und nicht die heutige Social-Media-Infrastruktur! Mit den Eltern konnte sie lediglich per Brief, E-Mail oder Telefon kommunizieren. Da sei es schon mal vorgekommen, dass eine Nachricht einige Tage liegen blieb.
Trotzdem ging die sechzehnjährige Antonia in der Fremde ihren eigenen Weg. Nach einem Gastfamilienwechsel kam sie schließlich in der „unvorstellbaren Weiten Nebraskas“, wie sie ihre Umgebung schildert, an.
Schüchtern aber abenteuerlustig
„Ich war zwar damals eher schüchtern, aber abenteuerlustig“. Lebensfroh und offen stellt sich Antonia Paul im Interview unseren Fragen. Es ist ihr Geburtstag und sie freut sich auf einen Ausflug nach München. „Durch meinen Austausch hat sich meine Welt vergrößert und die Distanzen haben sich gefühlt verkleinert“, lacht sie. So könne sie problemlos an ihrem Geburtstag schnell mal von Berlin nach München fliegen. Durch ihre Auslandserfahrungen sei sie einfach flexibler.
Gewohnte Bahnen verlassen
Die Erlebnisse in den Vereinigten Staaten haben sie in jeder Hinsicht gefördert. So ein Schritt sei wichtig, um seine gewohnten Bahnen zu verlassen, erst dann seien Abenteuer möglich. Jegliche Scheu vor der Fremde und dem Unbekannten sei verschwunden.
Beeindruckt habe sie in dem Zusammenhang die „Hands-On-Mentalität“ der Amerikaner. Anzufangen, ohne sich einen Plan zu machen sei fester Bestandteil der amerikanischen Kultur. „Den Schülern wird mit Nachdruck Mut gemacht, sich auszuprobieren!“.
Über einen Flyer in der Schule habe sie von einem „Multi-Media-Contest“ erfahren und beschlossen, daran teilzunehmen. Mit der Absicht, einfach mal mitzumachen, habe sie es nicht wirklich auf einen Preis abgesehen. Umso überraschter war sie, „als es dann trotzdem geklappt hat!“, sagt sie gerade heraus. Mit einer Diskette zum mühelosen Deutschlernen erreicht sie den ersten Platz.
Internationaler Studiengang
Auswirkungen auf ihr Leben sehe sie ganz klar. Ohne den Austausch wäre die Entscheidung für Auslandspraktika nicht so einfach gewesen. „Mein ganzer Lebensweg ist durch diese Erfahrung vorgeprägt“. Antonia entscheidet sich für einen internationalen Studiengang im Bereich Tourismus-Management und BWL.
Später arbeitet sie für verschiedene Projekte in Russland, den USA, China und dem Mittleren Osten. Dank ihres Austausches habe sie sich problemlos in das Arbeiten mit internationalen Teams eingefunden. „Dort ist Englisch der kleinste gemeinsame Nenner!“, schildert sie.
Das Thema Multimedia, mit dem einst der Schulpreis gewonnen wurde, habe auch beruflich Spuren hinterlassen. Antonia war Managerin für Premium & Loyalty Partnership und arbeitete in der Implementierung & Optimierung von Zusatzleistungen im Buchungsprozes. So habe sie an ihr Interesse für technische und digitale Themen anknüpfen können, anknüpfen und es über Jahre hinweg vertiefen können. Heute berät sie Konzerne in der Umsetzung von digitalem Brandmanagement.
Engagement bei Partnership International e.V.
Ihr ehrenamtliches Engagement bei Partnership International e.V. liege ihr sehr am Herzen. Besonders weil sie „selbst im Austausch war“, erklärt sie.
Es ist ihr ein Bedürfnis, Schülern zu helfen, die sich auf ihre Zeit im Ausland vorbereiten. Als Interviewerin hat sie in der Vergangenheit Beratungsgespräche für das Parlamentarische Patenschafts Programm geführt. Sie hat die amerikanischen Austauschschüler (Congress Bundestags Youth Exchange) als Betreuerin unterstützt und und war Teamerin auf Vorbereitungsseminaren. „Ich unterstütze gern SchülerInnen dabei, sich auf ihr Austauschjahr vorzubereiten, um so den Einstieg direkt zu erleichtern“. Dabei erinnere sie sich an ihre Zeit in den USA zurück.
Die Rolle der ehrenamtlichen Mitarbeitenden in unserem Verein ist Teil einer guten „Mentorenkultur“, erklärte Antonia. Sie selbst ist bis heute in regem Kontakt mit Klaus Wuttich, dem ehemaligen Leiter des früheren PI-Büros in Berlin. Darüber hinaus sind durch den Verein einige sehr langfristige Freundschaften entstanden.
Etwas Fernweh im Blick
Antonia Paul hat immer noch regelmäßig Kontakt zu Freunden aus ihrer Schulzeit in Nordamerika. So ist sie zu Hochzeiten gereist und nimmt sich immer Zeit für alte Bekannte, wenn sie beruflich dort ist. Als die Corona-Reisebeschränkungen wieder aufgehoben wurden, sei die Vorfreude darauf besonders groß gewesen, erklärt sie mit Fernweh im Blick.
Mehrwert der interkulturellen Gemeinsamkeit
Schüleraustausch ist für Antonia außerdem mehr als nur ein persönlicher Gewinn. Menschen, die solche Erfahrungen machen, sind anderen Kulturen gegenüber offen. Umso wichtiger sei es, dass auch deutsche Familien Schüler aus dem Ausland aufnehmen, schließt sie.
Mit mehr Platz und Zeit würde sie auch gerne selber Gastkinder beherbergen. So seien gerade die Erfahrungen, die Gastfamilien erlebten, ganz besonders. Durch den Besuch lerne jede Familie die eigene Umgebung neu kennen, werde aus der Komfortzone gelockt. Eine Gastfamilie stoße im positiven Sinne an ihre Grenzen und könne sich so neu definieren. Dadurch ergebe sich ein enormer Mehrwert, nämlich der interkulturelle gemeinsame Nenner.
Für alles offen sein
Antonia rät Schülern, die einen Austausch machen wollen, dass sie für möglichst alles offen sind. Sie selbst habe damals ein Placement bei einer alleinerziehenden Mutter ausgeschlagen. „Der Schüler, der dann dort war, hatte den besten Austausch in jenem Jahr“. Daraus ziehe sie folgenden Schluss, „Du kannst nie wissen, bei welcher Familie es passt“. „Am besten ist es nicht zu wissen, wo es hingeht, dann ist das Abenteuer am größten“.