Bens zweites Zuhause

Was verstehen Iren unter dem Begriff Pool? Wie feiern Iren runde Geburtstage? Und wie ist mein irischer Alltag?

Antworten auf diese Frage habe ich in meinen ersten Wochen in Irland gefunden. Gleich vorab: Ich habe mich hier sehr gut eingelebt, fühle mich wohl und erlebe täglich neue und interessante Dinge. In meinem nun schon vierten Blogeintrag möchte ich euch daher ein bisschen von meinem irischen Alltag erzählen. Außerdem berichte ich euch davon, wie ich es geschafft habe, Anschluss zu meinen irischen Mitschüler:innen zu finden und welche kleine „Tradition“ wir jetzt zusammen entwickelt haben. Und nicht zu vergessen: Natürlich möchte ich euch auch noch von ein paar tollen Ausflügen erzählen.

My Irish everyday life

Fangen wir bei meinem normalen Schulalltag an. Eine gute Nachricht vorweg: Morgens stehe ich eine Stunde später als in Deutschland auf, da die Schule in Irland erst um 9 Uhr anfängt. Dann ziehe ich meine Schuluniform an, frühstücke und werde von meiner Gastmutter zur Schule gefahren, die ca. 10 Kilometer von zu Hause entfernt liegt. Meine Schulwoche geht montags bis donnerstags von 9 bis 16 Uhr, freitags nur von 9 bis 13.15 Uhr. Nach der Schule werde ich dann wieder von meiner Gastmutter abgeholt, wir fahren nach Hause und ich mache direkt meine Hausaufgaben. Um kurz vor 19 Uhr bringt meine Gastmutter meinen Gastbruder und mich zum Fußball, wobei das eigentlich mehr eine Mischung aus Fußball und Rugby ist, da die Iren hier sehr hart in Zweikämpfe gehen. Ich weiß, dass mein Alltag eigentlich nicht so besonders spektakulär klingt. Vielleicht ist er es auch gar nicht, aber er wird besonders durch meine irischen Freunde.

My Irish friends

Ich weiß, dass man immer hört, dass es nicht einfach ist, in einem neuen Land neue Freunde zu finden, da sich dort schon alle kennen, sich schon Gruppen gebildet haben und man als der oder die „Neue“ erst einmal alleine ist. Genau deshalb habe ich mir vorgenommen, offen zu sein. Dinge auszuprobieren und selber den ersten Schritt zu machen, um möglichst viel mit meinen irischen Mitschüler:innen in Kontakt zu kommen. In der Schule habe ich mich deshalb direkt in der Fußball- und Basketballmannschaft angemeldet und habe mich in der Klasse neben andere gesetzt und nicht den Sitzplatz am leeren Tisch gewählt. Und dann habe ich einfach angefangen mit meinen Sitznachbarn zu reden – über Fußball, die Schule oder was mir gerade einfiel. Und dabei hatte ich dann ein besonderes Glück.

Meine Gastmutter ist sehr religiös und deshalb geht sie jeden Freitag zu einer Art kleinen Promenade an einem Fluss, um dort mit ihren Freunden zu beten. Sie hat mich gefragt, ob ich mal mitkommen und mir das anschauen wollte. Ich stimmte zu und ging an einem Freitag nach der Schule mit zum Fluss. Dort wurde dann gebetet. Ich dachte, dass das eine Sache von 15 Minuten oder so wäre, doch nach 30 Minuten waren sie immer noch nicht fertig. Auf einmal sah ich, zu meinem Glück, auf einer Bank fast neben uns ein paar meiner Klassenkamerad:innen. Zwei von ihnen sahen mich, kamen zu uns herüber und fragten mich, ob ich mich zu ihnen setzen wollte. Wir redeten und hatten Spaß zusammen und seitdem bin ich in jeder Pause mit ihnen zusammen. Wir treffen uns manchmal nach der Schule und immer am Wochenende um Fußball, Basketball oder Billard zu spielen.

Das Billardspielen ist dann auch unsere kleine Tradition geworden. Jeden Samstag gehen wir nämlich in einen Pub und spielen dort. Und das, obwohl ich in Deutschland nie so ein richtiger Fan von diesem Spiel war. Hier in Irland nennen sie es Pool und es macht riesigen Spaß mit meinen Freunden zusammen zu sein – und ziemlich oft zu verlieren. Im Pub treffen wir häufig auch auf ältere Iren, die uns dann Anekdoten erzählen und uns paar Pool-Tricks zeigen.

Cool excursions

Aufgrund der Schule, den vielen Hausaufgaben, dem Fußball und dem Pool-Spielen, habe ich meistens erst am Wochenende Zeit, um Ausflüge mit meiner Gastfamilie zu machen. Unter anderem waren wir über ein Wochenende in Dun Laoghaire (liegt im Süden von Dublin) und haben dort den 70sten Geburtstag meiner Gastoma mit einer Überraschungsparty gefeiert. Ich konnte eine tolle irische Geburtstagsfeier erleben und hörte bis in den Morgen witzige Anekdoten von meinen Gastonkeln, -tanten und -geschwistern. Ein paar Mal waren wir auch schon fischen, allerdings mit geringem Erfolg, was aber bei der wunderschönen Natur um den See eigentlich gar nicht schlimm war.

Bei einer Autoralley sind wir zu einem Feld in der Nähe unseres Hauses gefahren. Dort waren wir dann um die 30 Leute, die es sich bei einem Picknick gemütlich machten, und dann fuhren innerhalb von 20 Minuten ungefähr 50 Autos auf einer ganz normalen, aber abgesperrten Straße schnell an uns vorbei. Meine Gastmutter war aber nicht so ganz gut informiert, was sich erst später herausstellte, denn eigentlich hätte man auch noch auf die Autos wetten können. Trotzdem war es ein lustiger Ausflug.

Letzten Sonntag waren wir dann bei einem irischen Restaurant, das klein aber total nett war. Das Essen war richtig lecker und was ich besonders schön fand, war, dass ein Gitarrist typisch-irische Lieder auf seiner Gitarre spielte.

Was zudem noch ein wunderschöner Abend war, war unser Ausflug nach Wexford. Dort gibt es gerade eine zweiwöchige Kunstausstellung und zur Eröffnung gab es ein fantastisches Feuerwerk, das einfach kein Ende nahm.

Conclusion

Nun sind schon fast zwei Monate vergangen, die sich einerseits wie zwei Wochen, andererseits wie zwei Jahre anfühlen. Ich habe mich an meinen irischen Alltag gewöhnt, bin tatsächlich gut mit meiner Gastfamilie und den Mitschüler:innen in Kontakt gekommen und ein paar der Personen sind sogar schon richtige Freunde geworden. Außerdem habe ich tolle Ausflüge gemacht! Und jetzt sind endlich Halloween-Ferien! Halloween wird hier viel größer als in Deutschland gefeiert, da der Brauch, dass am Abend vor Allerheiligen ein spezielles Fest gefeiert wird, ursprünglich aus Irland kommt. Schon seit zwei Wochen sind schon viele Häuser geschmückt. Von einem meiner Freunde wurde ich sogar zu einer Halloween-Party eingeladen. Davon werde ich euch aber erst im nächsten Blogeintrag erzählen. Schaut dann gerne erneut vorbei!

Happy Halloween (nachträglich) und bis bald

Ben