Eriks Schüleraustausch in Deutschland

Erik aus Kansas hat das letzte Schuljahr als Austauschschüler in Deutschland verbracht. Bald schon geht es für ihn zurück in die USA. Er hat uns geschrieben, wie er seinen Schüleraustausch in Deutschland erlebt hat.

Mein Schüleraustausch in Deutschland

Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass man, insbesondere als Schüler, an einem kostenlosen Austausch zur Vertiefung der Erfahrungen im kulturellen, politischen und familiären Bereich teilnehmen kann. Daher möchte ich gleich jetzt, am Anfang meines Textes, einen ganz herzlichen Dank die Bundestagsabgeordneten richten, die in den letzten 35 Jahren die Finanzierung für das Parlamentarische Patenschafts-Programm zur Verfügung gestellt haben.

35 Jahre sind eine lange Zeit, und wenn der Austausch jeweils etwa 10 Monate lang dauert, wurden 350 der letzten 420 Monate von verschiedenen Schülern genutzt, um nicht nur die deutsche Sprache und Kultur zu verstehen und zu lernen, sondern auch die Freundschaft zwischen Deutschland und den USA zu pflegen – gerade in der aktuellen Zeit, in der viele dachten, dass das vielleicht nicht möglich sei.

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Meine persönlichen Erfahrungen als Austauschschüler in Deutschland

Und bei mir persönlich? Was hat mir dieses Jahr gebracht? Mehr als ich in diesem Text sagen könnte. Ich bin meinen ersten Marathon in Hamburg gelaufen, ich habe mir meinen Arm gebrochen (egal, das Gesundheitswesen ist viel billiger in Deutschland als in den USA), und eine Erinnerung, die ich ewig behalten werde, passierte im Deutschen Bundestag. Ich stand mit meinen Eltern aus den USA auf dem Dach des Reichstages und schaute über das Land, das ich wegen des Parlamentarischen Patenschafts-Programms ins Herz geschlossen habe. Ich erzählte den beiden von der Kultur, die ich kennengelernt habe, und gleichzeitig von meiner Aufgabe, die USA zu repräsentieren – die USA, die ich kenne.

Als Juniorbotschafter nach Deutschland

Als ich zum ersten Mal hörte, dass ich ein amerikanischer “Botschafter” sein soll, habe ich gelacht. Diese Idee, dass 350 junge Menschen die USA repräsentieren sollten, schien mir ein bisschen komisch, und ganz ehrlich auch ein bisschen unheimlich. Aber nach den letzten neun Monaten ist mir die Wichtigkeit unserer Aufgabe als Botschafter glasklar geworden. Denn die 350 von uns in dem Austausch repräsentieren nur einen Bruchteil der Vielfalt, der Kultur und des Intellektualismus Amerikas – und es sind die 350 von uns, und die 350 Schüler aus Deutschland, die jetzt gerade in den USA sind, die sagen und zeigen können, was andere nicht können, sei es aus politischen oder anderen Gründen. Als Gespräche über Mauern an Grenzen und andere Maßnahmen der Regierung in Washington symbolische Mauern zwischen unseren Regierungen gebaut haben, haben wir, die Schüler, in unseren Städten und Schulen Brücken gebaut. Wenn das Verhalten von ein paar Personen negative Stereotypen für viele erzeugt, dann sind es wir, die Schüler, die an die Gefahren von Klischees denken lassen. Ich erinnere mich gut an die Worte meines Gast-Opas als er gesagt hat: “Bis vor Kurzem waren Deutschland und Amerika sehr gute Freunde. Und jeder hat das gewusst. Aber jetzt sind die zwei wie strenge Geschäftspartner. Und niemand weiß, wann oder ob es wieder besser wird.” Und wenn ich mich daran erinnere, brauche ich nur an die vielen, vielen Freunde zu denken, die ich in diesem Austauschjahr gewonnen habe – und ich weiß, dass die Aufrechterhaltung und Verstärkung der Freundschaft zwischen Deutschland und Amerika mit Programmen wie dem Parlamentarischen Patenschafts-Programm beginnt.

Schüleraustausch ist ein wichtiger Teil der Völkerverständigung

Im Jahr 1983 wurde das Parlamentarische Patenschafts-Programm als Ausdruck der deutsch-amerikanischen Freundschaft gegründet. Was mir Sorgen macht, ist, dass dieses Programm nicht mehr als Teil und Ausdruck dieser umfassenden Freundschaft erscheint, sondern eher als einer der wenigen Teile, die es davon noch gibt. Und deswegen sind Programme wie das PPP in dieser komplizierten Zeit der politischen Veränderung so wichtig. Ich kann nur hoffen, dass in weiteren 35 Jahren die Führer unserer Länder das PPP als Beispiel für eine erfolgreiche und diplomatische Freundschaft heranziehen – ein Weg, um Beziehungen zu vertiefen und Vertrauen aufzubauen, nicht nur zwischen Schülern und Gastfamilien, sondern auch zwischen Amtsträgern wie dem deutschen Bundeskanzler und dem Präsidenten der Vereinigten Staaten. Und wie erreichen wir das? Die offensichtliche Antwort ist, das Parlamentarische Patenschafts-Programm weiter zu finanzieren. Es gibt irgendeinen Grund dafür, dass das PPP so wichtig ist, und ich glaube, dass sowohl Deutschland als auch Amerika das gemerkt haben. Denn wenn Sie diesen Text lesen, bekommen Sie ein ganz anderes Bild von Amerika als “normalerweise” – nicht was Sie sonst in der Tagesschau sehen oder in der “ZEIT” lesen. Und wenn Sie mit den anderen 350 Schülern sprechen, die während der letzten neun Monate in Deutschland gewohnt haben und ihre Erlebnisse anhören, dann lernen Sie auch Dinge über Deutschland, die Ihnen nicht bekannt waren. Wenn man dann bedenkt, dass seit dem Bestehen des Parlamentarischen Patenschafts-Programms über 23.000 Schüler daran teilgenommen haben, sind die positiven Effekte dieses Programms offensichtlich.

Im Schüleraustausch gibt es auch Herausforderungen

Bisher habe ich nur positive Dinge über den Austausch gesagt – weil ich denke, dass er wirklich wunderbar ist. Aber das heißt natürlich nicht, dass ein solches Jahr ganz ohne Schwierigkeiten verläuft. Und diese Schwierigkeiten haben wir alle durchgestanden, oder wir haben Lösungen gefunden, die uns geformt haben – und für uns, die 35. PPP-Gruppe, war es wieder ein bisschen anders als für die letzten 34. Und nach den letzten neun Monaten denke ich, dass wir alle Eines gelernt haben: Wenn Sie dieses Programm finanzieren, ziehen Sie gleichzeitig die nächste Generation von Menschen heran, die verstehen, dass eine Herausforderung nicht das Ende ist, sondern der Anfang. Ich glaube aus tiefstem Herzen, dass jede und jeder, die in diesem Jahr am Parlamentarischen Patenschafts-Programm teilgenommen haben, das Potential und die Leidenschaft hat, den Dialog und die gemachten Erfahrungen zu nutzen – und damit können wir sinnvolle Veränderungen in dieser sich ständig ändernden Welt schaffen. Dialog und Zusammenarbeit im Gegensatz zu “Fake News” und Uneinsichtigigkeit… und ich glaube, dass wir alle zustimmen können, dass dies dringend gebraucht wird.