Interview mit Familie Della Libera

Wie seid Ihr auf die Idee gekommen, Gastfamilie zu werden?

Joachim: Der Anstoß kam von unseren Töchtern Lina und Katja. Sie sind Zwillinge und haben beide ein Schuljahr in den USA verbracht – Lina in Minnesota, Katja in Colorado. Als sie nach Hause kamen, haben sie gefragt: „Können wir auch Gastfamilie werden?“. Bei uns haben sie da offene Türen eingerannt und so entschlossen wir uns, eine Gastschülerin aufzunehmen.

Anita: Gemeinsam haben wir dann entschieden, Chloe aus den USA aufzunehmen. Sie nahm, genau wie Katja am Parlamentarischen Patenschafts-Programm teil und wurde für zehn Monate Teil unserer Familie. Zwei Jahre später haben wir es dann noch einmal gewagt, und über Partnership International e.V. für fünf Monate Alejandra aus Kolumbien bei uns willkommen geheißen.

Gibt es besonders schöne Momente aus Eurer Zeit mit Chloe und Alejandra ?

Anita: Bei Chloe war für es für uns besonders schön, zu sehen, wie toll sich ihr Deutsch entwickelt hat. Als sie bei uns ankam, konnte sie noch nicht wirklich viel. Aber schon nach wenigen Wochen kam sie immer mehr in die Sprache rein und am Ende konnte sie sich ohne Probleme verständigen. Alejandra konnte schon sehr gut Deutsch, als sie zu uns kam. Wir haben uns aber sehr gefreut, dass Sie in Deutschland mehr Selbstständigkeit gefunden hat.

Joachim: Mit Chloe haben wir auch das erste Mal Thanksgiving gefeiert und ich habe meinen ersten Truthahn zubereitet. Das war ein großartiges Erlebnis. Alejandra hat bei uns ihren 15. Geburtstag gefeiert, ein wichtiges Ereignis im Leben eines kolumbianischen Teenagers. Wir haben sie überrascht und eine Freundin von ihr eingeladen, die mit ihrer Familie nach Deutschland ausgewandert war. Die beiden Mädchen waren zu Tränen gerührt und wir auch.

Bestimmt habt Ihr mit Alejandra und Chloe noch Kontakt. Könnt Ihr ein bisschen was dazu erzählen?

Anita: Ja klar, wir haben mit unseren beiden Gastschülerinnen immer noch regelmäßig Kontakt, meistens schreiben wir per E-Mail oder über Messenger-Dienste. Chloe war auch zu Besuch, während wir Alejandra bei uns hatten. Da hat sie sich in die Küche gestellt und Cookies für uns gebacken, als wäre sie keinen Tag weg gewesen.

Joachim: Chloe haben wir zum letzten Thanksgiving-Fest sogar in Kalifornien besucht. Drei Wochen waren wir und Katja dort, haben ihre Schule, ihre Lieblingsplätze und ihre Familie kennengelernt. Das war für uns eine wunderbare Erfahrung. Denn ihre Familie hat uns willkommen geheißen, als wären wir langjährige Freunde. Auch Alejandras Familie hat uns schon nach Kolumbien eingeladen.

Wie hat Euch Eure Zeit als Gastfamilie als Familie verändert?

Joachim: Wir haben als Familie schon immer gerne etwas zusammen unternommen, aber durch unsere Gastschülerinnen wurde das Familienleben noch spannender und interessanter. Zusammen mit Chloe und Alejandra haben wir mehr zusammen gekocht, Spieleabende gemacht und unsere Heimatstadt und die Region rund um Stuttgart ganz neu entdeckt.

Anita: Uns ist auch aufgefallen, wie viel offener wir als Familie geworden sind. Es macht uns Freude, andere Menschen in unser Leben zu lassen und wir sind deswegen zum Beispiel bei Partnership International auch als Gastfamilienbetreuer aktiv und haben gerade auch wieder eine Studentin aus Italien bei uns zu Gast.

Es gab bestimmt auch schwierige Momente. Was sind da Eure Tipps für zukünftige Gastfamilien?

Joachim: Natürlich, es gab für uns auch Herausforderungen während der Zeit als Gastfamilie. Da haben wir gemerkt, dass es hilft, Dinge, die einen stören, immer offen anzusprechen. Für uns war es auch wichtig, unsere Gastschülerinnen nicht als „Gäste“ zu sehen, sondern als Familienmitglieder. Das schafft mehr Vertrautheit und Chloe und Alejandra waren bald Teil unseres Familienlebens. Und wir haben gelernt, dass man als Gasteltern auch einfach mal Geduld haben muss. Manche Dinge klappen nicht von Anfang an und es gibt nicht nur gute Zeiten. Da sollte man locker bleiben und seinem Gastkind Zeit geben, sich an neue Situationen zu gewöhnen.

Warum habt Ihr Euch dafür entschieden, bei Partnership International Gastfamilie zu werden?

Joachim: Partnership International kannten wir schon durch das Auslandsjahr von Katja im Rahmen des Parlamentarischen Patenschafts-Programms. Uns hat zum einen gut gefallen, wie Katja und wir als Eltern betreut wurden. Bei Partnership International hatten wir das Gefühl, mit einer kleinen und familiären Austauschorganisation zu tun zu haben, mit der man offen und schnell auch über Herausforderungen kommunizieren kann. Zum anderen wollten wir auch etwas an das Parlamentarische Patenschafts-Programm zurückgeben und freuten uns, dass PI auch amerikanische Stipendiaten dieses Stipendienprogramms betreut.

Anita: Toll ist auch, dass wir uns jetzt selbst ehrenamtlich bei Partnership International engagieren können. Wir haben im letzten Jahr eine kolumbianische Schülerin und ihre Gastfamilie betreut und jetzt gerade einen Jungen aus Thailand, der bei einer Familie in Stuttgart wohnt. Wir freuen uns über die neuen Kontakte und die Begegnungen mit verschiedenen Kulturen.