Die Feiertage in England

Hallo zusammen!

Ich hoffe, ihr alle hattet schöne Weihnachten und seid gut ins neue Jahr gekommen.
Auch hier in England ist der Dezember eine ereignisreiche Zeit, weswegen ich in den nächsten Zeilen auf die Englischen Weihnachtstraditionen eingehen werde.

Start in die Feiertage

Der Dezember beginnt im Vereinigten Königreich recht verhalten. Zwar wird die Weihnachtsdekoration bereits am 27. November aufgehängt, ungefähr um die Zeit, wenn in London auch die berühmten Lichter aufgehängt werden, jedoch sind weitere Dezembertraditionen wie Nikolaus unbekannt und der

Adventskalender ist, soweit ich sehen konnte, nicht sehr verbreitet. An Stelle eines Adventskalenders stapeln sich seit Anfang des Dezembers die Weihnachtskarten auf den Kaminen, die hier von höchster Wichtigkeit sind. Diese Karten werden in der Adventszeit an alle Bekannte, Freund*innen, Familie, Arbeitskolleg*innen und manchmal Priester*innen oder Regierungsabgeordnet*innen verschickt. Vergessene Karten werden schnell als unhöflich gesehen. Aufgrund dessen ist die Post in England um die Weihnachtszeit herum sehr belastet und recht unzuverlässig, weswegen viele Engländer*innen ihre Karten zu näher wohnenden Empfänger*innen selber bringen. Eine weitere Besessenheit der Brit*innen sind unglaublich kitschige Weihnachtspullover. Sogar die Schule, die eigentlich recht strikt in ihrem Dresscode ist, war am Christmasjumper-day in Weihnachtsfieber. An diesem Tag dürfen sowohl Lehrer*innen als auch Schüler*innen in ihren stilwidrigsten Weihnachtspullovern zur Schule kommen.
Während die Temperatur in Deutschland Minusgrade erreichte, war es auch hier ungewöhnlich kalt, was jedoch bei dem sonst immer milden Winterwetter hier nur Temperaturen um die 0 Grad bedeutet. Nichtsdestotrotz hatten wir in der Vorweihnachtszeit eine Menge Schnee, der innerhalb weniger Stunden das ganze Land zuschneite und lahmlegte. Sogar die Schule war geschlossen, da weder Züge noch Busse fuhren und die meisten Schüler*innen von außerhalb kommen.

An Heiligabend war ich gemeinsam mit meiner Gastmutter bei einer Freundin von ihr zu einem Dinner. Hier wurden neben Champagner auch Mince Pies serviert. Mince Pies sind kleine Pies gefüllt mit einer Fruchtmischung aus Rosinen, Aprikosen, Kirschen und kandierten Früchten gewürzt mit Zimt und Muskatnuss. Auch nicht fehlen bei einem englischen Heiligabend sind Cracker: eine Papierrolle, in Geschenkpapier gewickelt, welche an beiden Enden zu gebunden ist. Zieht man an den Enden, entsteht ein lautes Krachen (daher der Name) und kleine Spielzeuge oder Süßigkeiten fallen aus dem Inneren heraus.

Heiligabend und die Weihnachtstage

Nachdem wir an Heiligabend vollkommen erschöpft von dem Dinner zurück kamen, begann die nächste Weihnachtstradition früh. In England gibt es Geschenke am Morgen des 25. Dezembers. Da ich keine Geschenke von meiner Gastmutter erwartet habe, war ich umso überraschter als sie mir am nächsten Morgen ein Päckchen von ihr und ein Päckchen von einer ihrer Freundinnen übergeben hat.

Nach dem Frühstück geht der eigentliche Weihnachtsstress erst los. Anders als in Deutschland, gibt es in England das Große Essen zum Mittag und nicht zum Abend. Eine konstanter Bestandteil des Englischen Weihnachten ist der Trifle. Den bereiteten wir bereits am Vortag vor: Zuerst werden hierbei Löffelbiskuits am Boden der Schüssel in Sherry eingeweicht. Darauf kommen ein paar Früchte, gefolgt von einer Schicht Jelly (eine Gummibärchen ähnliche Masse, die es hier in England zu kaufen gibt) und zu guter Letzt eine dicke Schicht Sahne. Da sowohl meine Gastmutter als auch ich Vegetarierinnen sind, entschieden wir uns als Hauptgericht ein deutsches Gericht, nämlich Kartoffelsalat, zu nehmen anstatt des in England traditionellen Truthahns. Nichtsdestotrotz kamen wie in der Tradition geröstetes Gemüse, wie Pastinaken und viele verschiedene Mini Pies hinzu. Zum Essen kam eine Nachbarin meiner Gastmutter vorbei mit der wir gemeinsam das Weihnachtsessen aßen und im Anschluss einen Tee tranken und Mince Pies genossen haben.

Am zweiten Weihnachtsfeiertag, hier Boxingday genannt, wurde ich von einer Freundin aus der Schule zum Essen zu ihrer Familie eingeladen. Ihre Cousinen kamen zu Besuch und wir hatten gemeinsam Tee und Kuchen.

Auf ins neue Jahr!

Die Tage bis zum neuen Jahr vergingen wie im Flug. Den Silvesterabend verbrachten meine Gastmutter und ich vor dem Fernseher und sahen zahlreiche Silvestershows. Ich, die Dinner for One immer als eine britische Show vor Augen hatte, war geschockt, als sich herausstellte, dass meine Gastmutter, wie die meisten Briten den Film gar nicht kennen. Eine Bildungslücke, die wir am Silvesterabend natürlich sofort schließen mussten. Um Mitternacht läutet der Big Ben und Auld Lang Syne schallt aus den meisten Radios. Da es den ganzen Tag bereits in Strömen regnete gab es kaum private Feuerwerke und damit war alles sehr still.

Ich wünsche euch nur das beste fürs neue Jahr,

Friederike